SÄULE 2: ATMUNG

Durch bewusstes Ein- und Ausatmen
werden wir ruhig, frisch, stark, klar, frei
und fähig, den gegenwärtigen Augenblick
als wichtigsten Augenblick unseres Lebens zu genießen.

Thich Nhat Hanh

Grundlegendes:

Die Atmung ist das Elementarste, das wir uns vorstellen können – sie begleitet uns vom Moment unserer Ankunft in dieser Welt bis zum Ende unserer körperlichen Existenz.

Ganz erstaunlich ist, dass sie ganz von alleine geschieht, wir müssen nicht ständig daran denken, dass wir atmen müssen. Und dennoch können wir unsere Atmung seuern, lenken, zu unserem Wohlbefinden einsetzen.

Wir Menschen neigen dazu, den „einfachen“ Dingen wenig Beachtung geschenkt – so auch dem Atem. Dabei lässt sich durch bewussten Einsatz des Atems viel erreichen. Oft reicht auch die bloße Beobachtung des Atems aus, um Positives zu bewirken, ruhiger zu werden, bewusster und bei sich selbst anzukommen.

Und das Schönste ist:

Den Atem tragen wir immer mit uns, wir benötigen keine Hilfsmittel welcher Art auch immer, um in den Genuss der vielfältigen positiven Auswirkungen bewussten Atems zu kommen. Gerade beim Atem zeigt es sich, dass alles Große einfach ist.

Was geschieht beim Atmen?

Bei der Atmung kommt es zu einem überlebenswichtigen Gasaustauch. Wir nehmen frischen Sauerstoff auf und atmen Kohlendioxid ab. Unser Atemzentrum befindet sich in der sogenannten „Medulla Oblongata“, dem verlängerten Rückenmark, einem entwicklungsgeschichtlich sehr alten Organ.

Atmung + Gasaustausch

Zusammensetzung der Luft

Die Luft unserer Atmosphäre setzt sich aus mehreren Elementen zusammen:

Sauerstoff                  21%
Stickstoff                   78%
Edelgase                     0,9%
Kohlendioxid               0,03%

+  Chi / Prana / Od        

Der Sauerstoff ist hierbei der für Tiere und Menschen zur Energiegewinnung notwendige Bestandteil. Nur mit seiner Hilfe können die Zellen die nötigen Stoffwechselvorgänge durchführen. Auch die Erreichung und Aufrechterhaltung unserer Körpertemperatur von 37° C wird durch Oxidationsvorgänge erreicht.

Der menschliche Körper nimmt dabei nur einen Teil der aufgenommenen Sauerstoffmenge in Anspruch, der Rest wird wieder ausgeschieden. – Dieser Umstand erklärt, warum die Notfallbeatmung funktioniert.

Erschreckend ist hierbei, dass der Sauerstoffgehalt der Luft in manchen Ballungsräumen auf unserem Planeten drastisch gesunken ist. So soll die Atemluft in Mexico City zu manchen Zeiten nur ca. 16% Sauerstoff enthalten. Der Organismus hat hierbei natürlich viel schlechtere Bedingungen zur Ausführung seiner Aufgaben, ganz zu schweigen von der Vergiftungsgefahr durch den stark erhöhten Kohlendioxidgehalt (+ Kohlenmonoxid + Stickoxide)

Der Stickstoff ist bei der Atmung durch seine sauerstoffverdünnende Wirkung als Füllgas beteiligt.

Die Edelgase sind nur inaktiv an der Atmung beteiligt.

Kohlendioxid ist entscheidend für den Anreiz zur Atembewegung. Es wird bei der Ausatmung abgegeben.

In unserer Atemluft ist jedoch auch feinstoffliche Energie – von den Chinesen Chi genannt, von den Indern Prana, in der westlichen Welt Od(em), die Bibel spricht von „lebendigen Odem“.

In allen Yoga-Systemen gilt die bewusste Prana-Atmung als Urquell für Gesundheit und Lebenskraft.

Von Feng-Shui-Experten wissen wir, dass der Energiegehalt der Atemluft in geschlossenen Räumen bedingt durch Isolierungen, elektrische Geräte und künstliche Stoffe bis auf 10% sinken kann.

Deshalb:
wann immer es möglich ist frische Luft in freier Natur (oder zumindest am geöffneten Fenster) tanken!

Es ist Prana, was in Deinem Atem geht und in Deinen Augen leuchtet.
Durch Prana sehen wir, hören wir, tasten wir, schmecken wir, riechen wir, denken wir.
Das Lächeln einer schönen Frau, die Melodie der Musik, die Worte des Redners werden aus Prana geboren. Prana ist Kraft.Vivekananda, Raja Yoga

Der Atem – unser Lebensmittel Nr. 1

Richtig verstanden bedeutet Lebensmittel: Mittel zum Leben. Hier nimmt der Atem ohne Zweifel die Position 1 ein, denn:
Auf feste Lebensmittel können wir ca. 42 Tage verzichten, ohne Wasser ca. 3 Tage, ohne Atemluft jedoch nur einige Minuten.

Überlebenswichtig ist hierbei der Sauerstoff.

Doch reines Überleben ist nicht alles – wichtig ist auch der Grad der Lebendigkeit. Das Prana vitalisiert uns, wir werden auf der Energieebene mit Leben versorgt. Es ist von elementarer Bedeutung für unsere Fähigkeit, vital, kraftvoll, ausgeglichen und freudvoll zu leben. Fehlt unserer Atemluft diese notwendige Essenz, fühlen wir uns antriebslos, müde, abgeschlagen, sind gereizt und „dünnhäutig“, was wörtlich zu nehmen ist, denn unsere Aura, unser energetischer Schutzschild, wird von diesem Prana gespeist. Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Kopfschmerzen und Migräne können die Folge sein.

Prana ist das erste Bewegende, die primäre Kraft, die sich im Makrokosmos als Gravitation äußerst, im Mikrokosmos als elektrische oder atomare Energie und im organischen Kosmos als Kraft des Lebens oder als die Seele der Kraft …K.O. Schmidt

Unsere Zellen können diese feinstofflicher Energie jedoch nur richtig aufnehmen, wenn genügend Flüssigkeit in den Zellen vorhanden ist. Daher ist auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu achten.

Einige Assoziationen zum Atem

* Austausch  * Kommunikation  * Freiheit  * Rhythmus  * Gleichmaß  * Polarität  * Ausgleich  * Geben und Nehmen
* Spannung + Entspannung  * Verbundenheit  * Wasser (Strömen, Fließen, Ebbe und Flut  * Lebensodem, Leben schlechthin 
* kurzatmig sein  * einen langen Atem haben  * (In Stresssituationen) bleibt einem die Luft weg  * Atem-beraubend (Schönheit, Menschen…) * jemanden nicht riechen können  * nicht die gleiche Luft atmen wollen wie jemand  * nicht frei atmen können (Enge)

Atem verbindet

Ich füge meinen Atem zu Deinem Atem,
damit unsere Tage lang sein mögen auf der Erde,
damit die Tage unseres Volkes lang sein mögen,
damit wir wie ein Mensch sind,
damit wir den Weg gemeinsam zu Ende gehen können.Gebet aus dem Laguna Pueblo

Über den Atem sind wir mit allem verbunden, was mit uns auf unserem Heimatplanet existiert.
Ja, wir sind sogar mit der Vergangenheit und der Zukunft verbunden.
Denn Fakt ist: wir atmen die gleichen Luftmoleküle ein, die schon unsere Vorfahren geatmet haben.
Dies lässt sich sogar rechnerisch in Zahlen ausdrücken.

Dein nächster Atemzug wird etwa eine Zahl von einer Million irgendwelcher Sauerstoff- und Stickstoffatome enthalten, die einst von Pythagoras, Sokrates, Konfuzius, Moses, Kolumbus, Einstein oder wem auch immer, der Dir in den Sinn kommt, geatmet wurden …
Und was die Tiere angeht, kannst Du noch ein paar Millionen Moleküle aus dem mächtigen Schnaufen des Wals, der Jonas verschluckte, aus dem Schnauben von Mohammeds weißer Stute, aus den Atemzügen des aus Noahs Arche fliegenden Raben hinzuzählen.Guy Murchie

Stress führt zu falscher Atmung

Stress führt zu Anspannung und in Folge Verspannung im körperlichen, seelischen und geistigen Bereich. Ein angespannter oder bereits verspannter Körper kann nur unzureichend Sauerstoff aufnehmen und auch die Atmung an sich verläuft unharmonisch, da flach und schnell und vorwiegend nur im Brustbereich.

„Richtiges“ Atmen

Jeder Mensch ist ein Individuum und somit atmet auch jeder Mensch auf seine ureigene individuelle Weise – wenn er darf! Denn einer natürlichen, harmonisch und entspannt fließenden Atmung stehen oft Hemmnisse gegenüber. Dies können verschiedene Stressfaktoren von außen sein, aber auch manche Erlebnisse, Verdrängtes, Negatives in Gedanken und Gefühlen lassen uns Menschen als Körper-Seele-Geist-Einheit falsch atmen. Es geht also zunächst darum, das richtige Atmen zuzulassen.

Hier einige Anhaltspunkte für „richtiges“ entspanntes Atmen:

    • Der Atem darf ganz von allein frei fließen

    • Bauchatmung
      Hauptatemmuskel ist das Zwerchfell, die Bauchdecke hebt sich beim Einatmen und senkt sich beim Ausatmen

    • Nasenatmung
      Durch die Nase einzuatmen (Ausatmung durch Nase oder Mund) bringt einige Vorteile:

    1. Luftreinigung (z.B. von Staub und Keimen)
      Es dringen kaum noch Keime in die Lunge – Mundatmer leiden stärker unter Ansteckungskrankheiten als Nasenatmer.
    2. Luftbefeuchtung
    3. Lufterwärmung
    4. Aktivierung der Atemmuskulatur
      (Zwerchfell, Bauchmuskulatur, Zwischenrippenmuskulatur)
    5. Atem geht bis tief in den Bauch hinein
    6. Bessere Aufnahme der feinstofflichen Energie
      Tiefes Ein- und Ausatmen hält den Energiehaushalt des Körpers auf einem beständig hohen Niveau

Allgemein gilt, dass Energie über die Nase aufgenommen wird und über den Mund abgegeben wird. Somit lässt sich die Energieaufnahme steuern

Positive Wirkungen des bewussten Atmens

Grundsätzlich tragen alle Atemübungen dazu bei, vitaler, positiver und gesünder zu werden und führen einen näher zum eigenen Zentrum, in die eigene Mitte

    • Aktivierung der Atemmuskulatur, der inneren Organe, des Stoffwechsels allgemein
    • Verbesserte Sauerstoffzufuhr und Kohlendioxid-Ausscheidung
    • Stärkung der Immunabwehr
    • Harmonisierung auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene
    • Stressabbau und Spannungsausgleich
    • Gelassenere Grundhaltung
    • Belebung der Sinne
    • Besserer SchlafEnergieausgleichEntschlackung

      1)Der Körper kann – neben Niere/Blase, Darm und Haut auch über den Atem Giftstoffe aus dem System transportieren
      2) Das Lymphsystem (viermal so groß wie das Blutsystem) dient auch dem Abtransport von Gift- und Schlackestoffen. Es wird durch Atmung und Muskelbewegung betrieben. Daher ist eine tiefe und bewusste Atmung die mit Abstand beste Methode, den Körper zu reinigen.

    • Gedanken beruhigen, Kopf relativieren – vom Kopf zum Bauch

    • Dadurch Unterstützung eines neuen Ich-Gefühls

    • Konzentrationssteigerung / Ausgleich der Gehirnhälften, besseres, entspannteres Lernen

    • Körpergefühl verbessern, Sensibilität verstärken

    • Ängste abbauen

    • Vitalisierung des Körpers
      Lebensgeister wecken, den Körper „in Fluß“ bringen

    • Atemwege: Reinigung, verbesserte Nasenatmung

    • Massage der Bauchorgane

    • Schmerzbewältigung bzw. –Bearbeitung

    • Gute Meditationsvorbereitung oder gar Meditation an sich

    • Hilfe bei funktionellen Störungen (Vegetatives Nervensystem)

Wusstest Du schon…?

    • Dass wir auch über die Haut atmen (sogen. Porenatmung)
    • Dass unser abgeatmetes „Abfallprodukt“ – das Kohlendioxid für andere Wesen förderlich ist, nämlich für die Pflanzenwelt (gemeint ist nicht das Viel-zu-viel aus unseren Industrieländern)

      (Siehe hierzu die Grafik oben „Der Gasaustausch – Ein Kreislauf“)

    • Dass wir im ausgeatmetem Zustand größer sind (Wirbelsäule gestreckt)

    • Dass wir mit einem langsamen tiefen Atemzug 6- bis 10mal mehr Luft aufnehmen, als mit einem normalen, flachen

    • Dass unser Gehirn 80% des eingeatmeten Sauerstoffs verbraucht

    • Dass wir den Reinigungsprozess unseres Lymphsystems durch bewusstes und richtiges Atmen um mehr als das Zehnfache beschleunigen können

    • Dass 70% aller Abfallstoffe des Körpers über den Atem ausgeschieden werden? Weitere 20% werden über die Haut und nur 10% über Ausscheidungen des Verdauungstraktes entsorgt.

    • Dass das Zwerchfell der größte Muskel des Körpers ist

    • Dass die reine Fläche aller Lungenbläschen eines Menschen die Größe eines mittleren Flugplatzes ergibt

    • Dass wir von ca. 750 Millionen Lungenbläschen im Schnitt nur jedes zwanzigste benutzen.

    • Dass sich Atmung, Körperhaltung und innere Haltung entsprechen

    • Dass der Mensch (trainiert) mit einem Atemzug 7 Minuten auskommen kann, der Pottwal sogar 1 ½ Stunden.

Und damit Du gleich anfangen kannst, die positiven Effekte des bewussten Atmens
zu erfahren,  findest Du in den Top-Tools 3 einfache Atemübungen.

 

In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute und viel Erfolg!

 Diese Serie wird in Kürze fortgesetzt.

 

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