„Wie steht’s mit Ihrer Gesundheit? Ich bitte Sie, sorgen Sie doch für diesen Leib mit anhaltender Treue. Die Seele muss nun einmal durch diese Augen sehen, und wenn sie trüb sind, so ist’s in der ganzen Welt Regenwetter.“
Johann Wolfgang von Goethe

Unser Dichterfürst spricht aus, was viele Menschen empfinden:

Die Gesundheit ist unser höchstes Gut im Leben.

Leider wird uns die Wichtigkeit unserer Gesundheit oft erst bewusst, wenn diese plötzlich fehlt, also wenn wir krank sind oder schon älter. Ein italienisches Sprichwort bringt dies treffend auf den Punkt:

„Die Gesundheit ist wie das Salz: Man bemerkt nur, wenn es fehlt.“

Das Schöne ist: Wir können sehr viel für unsere Gesundheit tun.

In dieser Schrift-Reihe „Die 18 Säulen der Gesundheit“ geht es genau darum:

    • Was kann ich für meine eigene Gesundheit tun?
    • Wo liegen die Risikofaktoren – also: was kann ich vermeiden?
    • Wie genau verbessere ich meine Lebensqualität?
    • Die Idee zur Gewissheit werden lassen: Gesundheit ist machbar!

 

Was genau ist aber eigentlich Gesundheit?

Gesundheit – ein scheinbar klarer Begriff.

Das Wort „Gesundheit“ zaubert bei jedem sofort Bilder, Begriffe und Assoziationen in den Kopf. Doch sind diese Vorstellungen bei uns allen gleich? Wohl kaum.

Sehen wir uns doch einmal einige gängige Gesundheitsdefinitionen an:

Die scheinbar klarste Definition ist folgende:

„Gesundheit ist das Fehlen von Krankheit“

Das klingt logisch, oder? Friedrich Nietzsche zeigt sich hier noch bescheidener. Er schreibt:

„Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“ 

Entweder meint er damit, dass man mit weniger zufrieden sein sollte oder aber, dass ein gewisses Maß an Krankheit gesund sei. Zu diesem Gedanken kommen wir noch.

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie geht einen Schritt in die andere Richtung. Dessen Definition lautet:

„Gesundheit wird als mehrdimensionales Phänomen verstanden und reicht über den „Zustand der Abwesenheit von Krankheit“ hinaus.“

Es geht also um mehr als nur das Fehlen von Krankheit.

Wenn wir einen Blick in die Natur werfen, kommen wir zu einer weiteren Sicht. So würde wohl niemand einen Apfelbaum als gesund bezeichnen, der zwar keine Krankheit erkennen lässt, an dem aber nur ein einziger Apfel wächst – eben gerade genug zum Sichern der Nachkommenschaft.

Denn wo wir in der Natur auch hinsehen, wir finden überall reichen Überfluss. In meinen Worten wäre Gesundheit demnach

„Ein Zustand überströmender Energie und Vitalität“

Lassen wir den Soziologen Talcott Parsons zu Wort kommen, so kriegen wir eine sehr kühle und funktionale Sicht von Gesundheit präsentiert:

„Gesundheit ist ein Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben, für die es sozialisiert worden ist.“

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, mich fröstelt es da. Was sind wir? Roboter?

Da entwirft der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann (2010) schon ein positiveres Bild – wenn auch sehr sachlich formuliert. Er definiert Gesundheit als:

 „Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung im Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet.“

Ferner beschreibt Hurrelmann Gesundheit als angenehmes und nicht selbstverständliches Gleichgewicht von Risiko- und Schutzfaktoren, das zu jedem biografischen Zeitpunkt eines Individuums immer erneut in Frage zu stellen ist. Wenn dieses Gleichgewicht gelingt, kann das Individuum dem Leben Sinn und Freude abgewinnen. Ferner kann es dann seine eigenen Kompetenzen entfalten und kreativ sowie produktiv werden. Last not least ist dann die Bereitschaft zu gesellschaftlichem Engagement größer.

Das bedeutet, es gibt neben der subjektiven Sicht auf die Befindlichkeit auch noch eine sogenannte „objektive“

Nach dem Salutogenese-Modell (Saluto = Gesundheit, Genese = Entstehung und Erhaltung) des Medizinsoziologen Aaron Antanovsky ist Gesundheit nicht als Zustand, sondern als dynamischer Prozess zu verstehen.

Jeder Mensch bewegt sich in einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum und bei jedem lassen sich gesunde und kranke Aspekte feststellen.

„Ganz gesunde Menschen gibt es nicht – es gibt nur nicht ganz gründlich untersuchte“.

Gleichfalls lassen sich aber selbst bei Schwerstkranken immer noch gesunde Anteile finden, was besonders bedeutsam für die Möglichkeit des Genesens ist. Wir alles sind demnach also nicht entweder gesund oder krank, sondern immer im Prozess von sowohl gesund als auch krank.

Halten wir also Folgendes fest:

    • Gesundheit und Krankheit sind von dem Beobachter abhängig. So empfindet das Individuum seine eigene Gesundheit ggf. anders als der (z.B.) medizinische Beobachter.
    • Gesund zu sein beinhaltet zumindest die richtige Ausführung aller physischen und psychischen Funktionen eines Lebewesens.
    • Gesundheit hat eine physische, eine psychische und auch eine soziale Komponente.
    • Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für das Erleben von Glück und Sinn.
      Lassen wir hier Arthur Schopenhauer zu Wort kommen:

      „Überhaupt aber beruhen 9/10 unseres Glücks allein auf der Gesundheit. Mit ihr wird alles eine Quelle des Genusses: hingegen ist ohne sie kein äußeres Gut, welcher Art es auch sei, genießbar …“
    • Wir alle bewegen uns in einem Kontinuum, das sich zwischen den Polen Gesund und Krank ausbreitet – sind also gewissermaßen immer beides: gesund und krank in wechselnden Anteilen.
    • Es gibt Risikofaktoren und Schutzfaktoren. Erstere gefährden unsere Gesundheit, letztere gewähren und schützen sie.

 

Was genau entscheidet nun über unsere Gesundheit?

Wenn ich weiter oben davon gesprochen habe, dass wir viel für unsere Gesundheit tun können, dann bedeutet das, die Schutzfaktoren unserer Gesundheit zu fördern.

Oft geht es aber auch darum, bestimmte Dinge sein zu lassen

  „Für seine Gesundheit muss man mehr lassen als tun.“
Verfasser unbekannt

Das betrifft die Risikofaktoren. Hier können wir uns die Frage stellen: Sind wir eigentlich von Natur aus gesund, wenn wir manche Fehler sein lassen?

Die Risiko- und Schutzfaktoren können grob unterteilt werden in physische, psychische, soziale und physikalisch-materielle Faktoren.  In den folgenden Teilen dieser Serie werden wir uns diesen Faktoren ausführlich zuwenden.

Achtung!

Es geht hier nicht darum, Einschränkungen und Krankheit allgemein als negativ zu sehen – gerade Krankheiten können oft Erkenntnisprozesse auslösen und uns so wieder zurück auf den „richtigen Weg“ bringen.

So schreibt Christian Morgenstern:

„Der gesunde Mensch ist schön und sein Zustandekommen erstrebenswert. Aber es muss ein bisschen irgendwelcher Krankheit in ihn kommen, dass er auch geistig schön werde.“

Nicht nur aus dem Mental-Coaching wissen wir, dass Krankheiten oft einen (versteckten) Gewinn in sich bergen und sich Gesundheit erst einstellen kann, wenn dieser Gewinn auf andere Weise als durch Krankheit erzielt werden kann.

In jedem Fall kann man gerade aus Krankheiten sehr viel lernen.

Wichtig ist in hier Folgendes: Der Wert eines Menschen hängt nicht vom Grad seiner Gesundheit oder seiner Krankheit ab.

Also: entspannen wir uns und schauen, was wir für unsere Gesundheit tun können.

Hier noch einige interessante Punkte zur Gesundheit kurz + knapp:

    • Im Allgemeinen sind Frauen gesundheitsbewusster als Männer. Als diejenigen, die Kinder gebären können, haben sie durchschnittlich ein besseres Gefühl für ihren Körper und die vielfältigen Vorgänge darin – sie merken oft besser, was ihnen gut tut und was nicht.
      Der fast immer höhere Anteil an Frauen bei entsprechenden Gesundheits- und Entspannungskursen belegt dies. (das ist nicht nur in meinen Seminaren so  🙂 )
    • Der Grad an Gesundheit ist bei den sogenannten privilegierten Schichten größer als bei den unterprivilegierten. Das liegt vor allem am Zugang zu gesundheitsrelevanten Informationen. Gesundheit ist also auch in starkem Maße ein Informationsproblem.
    • Es ist wesentlich günstiger, Gesundheit zu fördern und zu erhalten als verlorene Gesundheit wiederherzustellen.

 

Ein paar Worte zu der Bedeutung unseres Erbgutes:

„Das sind eben die Gene – da kann man nichts machen“

Solltest Du zu den Menschen gehören, die das glauben, dann kann ich Dir wärmstens die Beschäftigung mit dem Thema Epigenetik empfehlen.

Denn heute weiß man:

Die Macht der Gene ist weitaus geringer als bislang gedacht.

Unser Verhalten hat weitaus stärkeren Einfluss auf unsere Gesundheit.

Die Epigenetik legt dar, wie Gene durch Umwelteinflüsse ganz buchstäblich an- und abgeschaltet werden. Das lässt sich an vielen Beispielen aus dem Tierreich (Verwandlung Raupe – Schmetterling usw.) belegen.

Und unsere Art zu leben (Ernährung, Tagesablauf…), ja selbst Gedanken und Gefühle sind in diesem Sinne Umwelteinflüsse.

Also:
Den Genen die Verantwortung für Gesundheit zuzuschieben, geht am Kern der Sache vorbei.

Und außerdem: ich kann doch nur Dinge ändern, für die ich die Verantwortung übernehme, oder? 😉

Für Interessierte hier 2 Bücher zum Thema:

 

Ein paar Worte zum Thema Medizin:

 Die medizinische Forschung hat so enorme Fortschritte gemacht, dass es praktisch überhaupt keinen gesunden Menschen mehr gibt.
Aldous Huxley

Ich konnte einfach nicht widerstehen, an dieser Stelle den bekannten Ausspruch von Aldous Huxley zu zitieren.

In dieser Textreihe spielt die klassische Schulmedizin keine Rolle. Warum?

Zum einen geht es hier nicht um die Behandlung von Krankheiten. Zum anderen: Obwohl ich manche Errungenschaften der modernen Medizin nicht in Frage stelle – Unfallchirurgie, Notfallmedizin oder die Linderung von akuten Schmerzen – so kann sie in ihrer Ausrichtung (Kampf gegen Symptome) doch niemals ursächlich Heilung erzeugen.

Außerdem hat sie in ihrer immer reduktionistischeren Sichtweise (Details, Blick durchs Mikroskop) den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit immer mehr aus dem Blick verloren.

Der Mensch ist nun einmal wesentlich mehr als eine Zusammenballung von biologisch-chemischen Prozessen, Zellen und Organen. Er ist eine Körper-Seele-Geist-Einheit.

 Das ist der größte Fehler bei der Betrachtung von Krankheiten, dass es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt, wo beides doch nicht getrennt werden kann.
Plato

Natürlich kann z.B. die Linderung von Schmerzen auf dem Weg der Ent-Stressung zur Genesung beitragen, aber nur, wenn dann auch wirklich auf anderen Ebenen eine Veränderung geschieht. Sonst heißt es früher oder später: „zurück zum Start…“

Zu den Nebenwirkungen klassischer Medikamente ein Bonmot von Karl-Heinz Karius:

„Manch einer verdankt seine Gesundheit
der Apotheke, die gerade geschlossen hat.“

Als Abschluss und gleichermaßen Überleitung zu den folgenden Teilen dieser Serie lassen wir den Schriftsteller Philo vom Walde zu Wort kommen:

„Die besten Ärzte in der Welt,
trotz aller Neider, aller Hasser,
es sind, im Bunde treu gestellt:
Diät, Bewegung, Licht, Luft, Wasser.“

Im nächsten Text erfährst Du, was Du konkret für Deine Gesundheit tun kannst.
Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute

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